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Lexika und Dokumentationen

Dokumentation der Heimatsammlungen in Deutschland

Galiziendeutsches Heimatarchiv (integriert)

in der Martin-Opitz-Bibliothek
Berliner Platz 5
44623 Herne

Kontakt
Tel.: 02323/162805
Fax: 02323/162609
E-Mail: information.mob@herne.de

Öffnungszeiten
Montag, Dienstag, Donnerstag
10:00-18:00 Uhr

Mitwoch und Freitag
10:00-14:00

Das Galiziendeutsche Heimatarchiv (oder Archiv der Galiziendeutschen) entstand zunächst aus drei verschiedenen Privatsammlungen, die bereits vor dem Zweiten Weltkrieg zusammengetragen worden waren. Es handelte sich erstens um die Privatsammlung von Heinz Heckel, einem ehemaligen Redakteur des Ostdeutschen Volksblattes, zweitens die Sammlung von Sepp Müller über den in der Zwischenkriegszeit bestehenden Lemberger Geselligkeitsverein "Frohsinn" sowie drittens um die für einige Zeit verschollen geglaubte heimatkundliche Sammlung von Walter Bolek, deren Schwerpunkt auf der Ansiedlungsgeschichte der Deutschen in Kleinpolen lag.

Nach der Umsiedlung (1940) und später der Flucht in die westdeutschen Besatzungszonen beschloss das Hilfskomitee der Galiziendeutschen auf einer Tagung im Jahr 1951, ein Heimatarchiv zu errichten. In einem Raum im Haus der Zöcklerschen Anstalten in Göttingen-Weende konnte es zunächst untergebracht werden. Zu den anfänglichen Beständen kamen weitere Materialien durch Schenkungen und Ankäufe hinzu. So konnten beispielsweise die Privatsammlung von H. Buja, dem einstigen Leiter der Sippenstelle in Krakau und der Nachlaß des Ahnenforschers Dr. Deutscher erworben werden.[1] Es erfolgten Aufrufe zur Stiftung von Büchern und Dokumenten im Mitteilungsblatt der Galiziendeutschen "Das heilige Band". Die Sammlung vergrößerte sich rasch und man begann mit der Sichtung und Inventarisierung der Bestände, die Anfang der 1960er Jahre Leopold Höhn verantwortete, später Johann Hennig und Philipp Metzler.

Parallel zu diesen Aktivitäten gründete sich 1959 in Lüneburg eine "Heimatstube der Galiziendeutschen", die unabhängig vom Hilfskomitee durch den "Bund der Galiziendeutschen" initiiert wurde. Am 25. Juni 1961 fand die Eröffnung der Heimatstube statt, aber schon 1966 einigten sich der Bund und das Hilfskomitee der Galiziendeutschen auf eine Zusammenführung beider Sammlungsbestände in Göttingen.[2] Zwei Jahre später konnte das Archiv mitsamt der Heimatstubenbestände eine größere Unterkunft beziehen: das Staatliche Archivlager in Göttingen. In den 1970er Jahren beschlossen die Mitglieder des Hilfskomitees, die Sammlung nach Kaiserslautern in die damalige Heimatstelle Pfalz, das spätere Institut für Pfälzische Geschichte und Volkskunde zu verlagern. Das Institut in Rheinland-Pfalz bewahrte die Sammlungsbestände als Dauerleihgabe von 1979 bis zum Jahr 2011, als die Martin-Opitz-Bibliothek in Herne den Archiv- und Bibliotheksbestand übernahm. Die Eigentumsrechte blieben weiterhin beim Hilfskomitee der Galiziendeutschen, heute Das galiziendeutsche Archiv.

Sammlungsbestände
Das Findbuch verzeichnet 2472 Positionen. Darüber hinaus enthält das Archiv Nachlässe und weitere Archivalien. Verschiedene Sammlungen an Zeitungen, Zeitschriften, Berichten, Kirchenbuchauszügen und Theaterprogrammen gehören zum Bestand ebenso wie Dokumente aus Pfarr- und Schularchiven, Zeugnisse, Urkunden, Chroniken und alte Einwohnerlisten, die besonders für genealogische Forschungen interessant sind. Zudem werden Fotosammlungen aus Lemberg und aus 'deutschen Kolonien', Diareihen und Ansichtskarten bewahrt. Beispielsweise finden sich Kisten mit Glasnegativen in den Regalen in Kaiserslautern, auf denen Ortsansichten aus den 1930er Jahren zu sehen sind. Interessant ist außerdem ein Film von 1931, der die 150-Jahrfeier der Deutschen in Galizien zeigt. Einen Großteil der Sammlung machen Bücher und Veröffentlichungen aus Publikationsreihen aus. Auch einige museale Objekte wie etwa ein dörfliches Ansiedlungsmodell oder eine Erinnerungstafel aus Brigidau sind zu finden.

Galiz DSC04563

Wasserflaschen aus Holz

Aktualisiert: 7.4.2021

Quellen:

  • Archiv der Zöcklerschen Anstalten. Online in Internet: URL: http://www.hospizanderlutter.org/Archiv/index.html [7.4.2021]
  • Dokumentation der Heimatsammlungen in Deutschland. Ein Projekt am Seminar für Europäische Ethnologie/Volkskunde der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel in Kooperation mit dem Bundesinstitut für Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa, Oldenburg, 2008-2012.
  • Das galiziendeutsche Archiv. Online in Internet: URL: http://www.galizien-deutsche.de/genealogie-und-ortsplaene/das-galiziendeutsche-archiv.htm [Stand: 29.07.2020].
  • Informationen der Bibliothek des Instituts für Pfälzische Geschichte und Volkskunde [Stand: 28.02.2011].
  • Bibliothek des Instituts für Pfälzische Geschichte und Volkskunde. Bestandsgeschichte. Online in Internet: URL: http://www.b2i.de/fabian?Instituts_Fuer_
    Pfaelzische_Geschichte_Und_Volkskunde
    [Stand: 29.07.2020]
  • Dokumentation der Heimatsammlungen in Deutschland. Ein Projekt am Seminar für Europäische Ethnologie/Volkskunde der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel in Kooperation mit dem Bundesinstitut für Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa, Oldenburg, 2008-2012.
  • Erich Müller: Das galiziendeutsche Heimatarchiv. Vorgeschichte, Entstehung, Aufgabe. In: Leopold Rindt, Hilfskomitee der Galiziendeutschen (Hg.): Zeitweiser der Galiziendeutschen. Stuttgart 1998, S. 53-60.
  • Peter Nasarski (Bearb.): Archive und Sammlungen der Deutschen aus Polen. Erlebte Geschichte - bewahrtes Kulturgut. Hg. von der Landsmannschaft Weichsel-Warthe. Berlin 1992, S. 80f.

Fotografie:

  • Dokumentation der Heimatsammlungen in Deutschland. Ein Projekt am Seminar für Europäische Ethnologie/Volkskunde der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel in Kooperation mit dem Bundesinstitut für Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa, Oldenburg, 2008-2012.

[1] Erich Müller: Das galiziendeutsche Heimatarchiv. Vorgeschichte, Entstehung, Aufgabe. In: Leopold Rindt, Hilfskomitee der Galiziendeutschen (Hg.): Zeitweiser der Galiziendeutschen. Stuttgart 1998, S. 53-60, hier S. 56.

[2] Ebenda, S. 57f.