Sammlungen nach Herkunftsgebieten

Heimatstube "Agnes Miegel"

Heimatstube Agnes Miegel (eingelagert)

 

Bild ErinnerungenDie Heimatstube "Agnes Miegel" wurde ursprünglich in Chemnitz auf Initiative
der Landsmannschaft Ost- und Westpreußen, Landesgruppe Freistaat Sachsen e. V. eingerichtet und am 1. April 2003 eröffnet. Die zur Einrichtung notwendigen handwerklichen Arbeiten wurden von den Mitgliedern der Landsmannschaft selbständig ausgeführt.

Agnes Miegel, die Namensgeberin der Heimatstube, wurde 1879 in Königsberg/Ostpreußen geboren. Sie lebte, nach ihrer Ausbildung in Berlin und München, bis 1945 in Königsberg und arbeitete dort als Journalistin, Autorin und seit 1927 als freie Schriftstellerin.[1]
1946 kehrte sie, nachdem sie nach Dänemark geflohen war, nach Deutschland zurück und fand Aufnahme  bei der Familie von Münchhausen im Schloss Apelern südwestlich von Bad Nenndorf. 1948 zog sie nach Bad Nenndorf und wirkte dort bis zu ihrem Lebensende 1964. In ihrer Heimatlyrik verarbeitete sie insbesondere ostpreußische Bezüge und wurde oft als "Mutter Ostpreußens" bezeichnet.

 

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Präsentiert wurde u. a. eine Bernsteinsammlung. Keine andere Bernsteinart wird in annähernd so großer Menge und gleich bleibender Qualität gefunden wie der Baltische Bernstein. In Palmnicken [Jantarny / Янтарный] in Königsberg [Kaliningrad / Калининград] befindet sich die weltweit größte Abbaustätte. Für viele Heimatvertriebene ist die Erinnerung an die Heimat mit Schmuck und Gegenständen aus Bernstein verbunden, daher fanden sich in der Heimatstube viele Ausstellungsgegenstände aus Bernstein, alle in Handarbeit gefertigt. Die Ausstellungsgegenstände waren vielfach Erinnerungsstücke, welche Landsleute aus Ost- oder Westpreußen als Geschenke oder Leihgaben zur Verfügung stellten.

 

Bild Kette
Kette und Armband aus Bernstein

 

In der Heimatstube wurden regelmäßig Veranstaltungen durchgeführt, an denen sowohl Landsleute als auch Gäste v. a. aus der Region teilnahmen. Auf großes Interesse stießen immer wieder Vorträge über Agnes Miegel. Aber auch bei Veranstaltungen zu aktuellen Entwicklungen aus dem Königsberger Gebiet oder zur heutigen Bedeutung der Themen Flucht und Vertreibung fanden Referenten sowohl aus dem Kreis der Landsmannschaft als auch Gastreferenten immer wieder interessierte Zuhörer und Zuhörerinnen. Darüber hinaus wurde viel Zeit in die Pflege des Brauchtums investieren. Typisch ostpreußische Handarbeiten, wie etwa das Doppelstricken, sind da nur ein Beispiel. Ein besonderes Augenmerk in der Heimatstubenarbeit lag auf der Vermittlung von Erlebnissen der Zeitzeugengeneration an Schüler und Schülerinnen aus Chemnitz.

 

Bild Gestaltung Heimatstube

 

Der Träger der Нeimatstube, die Landesgruppe Sachsen der Landsmannschaft der Ost- und Westpreußen, verfügt über vielfältige Kontakte in die alte Heimat, aus welchen sich neben humanitärer Hilfe auch grenzüberschreitende Begegnungen, insbesondere mit jüngeren Teilnehmern, entwickelt haben. Die Pflege dieser Kontakte, aber auch die Sammlung in Chemnitz, wurde und wird, wie in den meisten anderen Heimatstuben und Sammlungen auch, ehrenamtlich geleistet. Wie bei vielen Einrichtungen der Vertriebenen machte sich schließlich das Alter der Erlebnisgeneration bemerkbar; das Engagement Jüngerer bleibt häufig aus. Dies zeigte sich auch in der Frage nach der Zukunft der Heimatstube. Im Juni 2009 wurde deren umfangreicher Bestand zunächst eingelagert und sollte im Haus der Heimat in Reichenbach O.L.  der Öffentlichkeit wieder zugängig gemacht werden. 2021 wurde das Haus der Heimat geschlossen, seine Bestände in den sogenannten "Transferraum Heimat" in Knappenrode, ein Dokumentationszentrum bei Hoyerswerda, das sich noch im Aufbau befindet, verlegt.

 

Bild Pfeife
Pfeifenkopf aus Bernstein


Aktualisiert: 24.11.2021


Quellen:

  • Bund der Vertriebenen, Kreisverband Freiberg e.V. (Hrsg.): Erinnerung und Begegnung. Freiberg [2009], S. 16-19.

Fotografien:

  • Bund der Vertriebenen, Kreisverband Freiberg e.V. (Hrsg.): Erinnerung und Begegnung. Freiberg [2009], S. 16-19.


[1] Agnes Miegel gilt aufgrund ihrer Unterstützung des Nationalsozialismus als umstritten. Vgl. Ernst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. Frankfurt am Main 2007, S. 409f. Zur Rolle von Agnes Miegel siehe auch: Jan-Henning Brinkmann: "Literarische Seniorenzirkel"? Gesellschaften zur Förderung des Werkes von Schriftstellern des "Dritten Reiches" (Miegel, Kolbenheyer, Blunck). In: Rolf Düsterberg (Hrsg.): Dichter für das "Dritte Reich": biografische Studien zum Verhältnis von Literatur und Ideologie. Band 2 - Neun Autorenporträts und ein Essay über literarische Gesellschaften zur Förderung des Werkes völkischer Dichter. Bielefeld 2011, S. 301-342.

 

HINWEIS

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