Isergebirgs-Museum Neugablonz
Bürgerplatz 1
87600 Kaufbeuren-Neugablonz
Kontakt
Tel.: 08341/965018
Fax: 08341/65292
E-Mail: info
isergebirgs-museum.de
Internet: https://www.isergebirgs-museum.de/
Öffnungszeiten
Dienstag bis Sonntag
14:00 bis 17:00 Uhr
Neugablonz ist bekannt für attraktiven Modeschmuck. Der Kaufbeurener Stadtteil und seine Industrie wurden nach dem Zweiten Weltkrieg von Heimatvertriebenen aus Gablonz an der Neiße [Jablonec nad Nisou], im nordböhmischen lsergebirge gelegen, aufgebaut. Ebenso wie Geretsried entstand Neugablonz als Neue Siedlung auf dem Gelände eines ehemaligen Rüstungswerkes der DAG (Dynamit Aktien Gesellschaft), die Zwangsarbeiter beschäftigt hatte.[1] Im Jahr 1946 begann dort die Ansiedlung ehemaliger Gablonzer.
Das lsergebirgs-Museum Neugablonz zeigt die Vorgeschichte in Böhmen: rund 400 Jahre Kultur- und Wirtschaftsgeschichte in den drei Bezirken Gablonz, Reichenberg und Friedland. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der Geschichte der deutschsprachigen Bevölkerung. Hervorgegangen ist das Isergebirgs-Museum aus zwei musealen Sammlungen, die bis 1999 im Gablonzer Haus zu besichtigen waren: die Sammlung des Gablonzer Archiv und Museum e. V. und das Neugablonzer Industrie- und Schmuckmuseum. Die Gablonzer Glas- und Schmuckindustrie präsentiert sich mit einer bunten Vielfalt an Glaskurzwaren und daraus gefertigtem Modeschmuck.

- Knopf einer Musterkarte aus den 1950er Jahren
In einer Glasdrückerwerkstatt lernt der Besucher per Hörstation die Glasdrückerei kennen, eine spezifische Technik des lsergebirges. Ein Tuchwebstuhl steht für die Tuchmacherei in Reichenberg und Friedland, aus der im 19. Jahrhundert eine florierende Textilindustrie erwuchs. Ein VW-Käfer, Baujahr 1954, verweist auf den dritten Wirtschaftsfaktor, die Fahrzeugtechnik. Käfer-Konstrukteur Ferdinand Porsche stammte aus dem lsergebirge.
Weiterhin ausgebaut werden die Abteilung "Kulturraum lsergebirge", die sich mit dem Alltag, dem gesellschaftlichen und kulturellen Leben im lsergebirge befasst und der Bereich "Sudetenfrage, Krieg und Vertreibung". Fotos und Dokumente beleuchten punktuell die historischen Entwicklungen, die nach dem Zweiten Weltkrieg zur Vertreibung der Sudetendeutschen führten. Die Inszenierung einer Barackenstube verdeutlicht die Wohnsituation der Vertriebenen; Schmuckstücke aus Blechdosen oder Maschinen aus Abfallteilen symbolisieren den Aufbauwillen und die Findigkeit der Gablonzer. Parallel zur Ortsgeschichte zeigt das Museum die Entwicklung des Gablonzer Modeschmucks bis hin zu Glanzstücken wie Nachbildungen historischer Kronen, einer Gürtelschnalle für Marlene Dietrich oder des berühmten Verlobungsrings von Prinzessin Diana.
Das Museum verweist auf den wirtschaftlichen und kulturellen Beitrag der Isergebirgler zum Aufbau der Nachkriegsgesellschaft. Bekannte Firmen und Persönlichkeiten stammen aus dem lsergebirge, wie Riedel (Glashüttenbesitzer, Claus Josef Riedel als Weinglasdesigner) und Swarovski (Kristallglasschleiferei), der Schriftsteller Otfried Preußler und der Maler Markus Lüpertz. Im Sonderausstellungsraum ist eine Auswahl der über 6.000 Gemälde, Graphiken und Skulpturen des Museums im Wechsel mit kulturgeschichtlichen Sonderausstellungen zu sehen.

- Brosche, so genannte Schwarzglas-Bijouterie aus Gablonz, um 1900
Aktualisiert: 21.4.2020
Quellen:
- Klaus Mohr (Hg.): Sudetendeutsche Heimatsammlungen von A bis Z. Online in Internet: URL: http://www.sudetendeutsches-archiv.de [Stand: 15.01.2010].
- Michael Henker (Hg.): Die Heimatsammlungen der Sudeten- und Ostdeutschen in Bayern. München 2009, S. 54f.
- Heinrich Kuhn: Sudetendeutsche Heimatsammlungen: Museen, Archive, Galerien, Bibliotheken, Heimatstuben, Privatsammlungen. Hg. vom Sudetendeutschen Archiv. 2. Erw. Neuaufl., München 1985, S. 92-96.
Fotografien:
- Michael Henker (Hg.): Die Heimatsammlungen der Sudeten- und Ostdeutschen in Bayern. München 2009, S. 54f.