2. Forschungsleitlinie
Angesichts seines regional definierten Arbeitsbereichs orientieren sich die Forschungen des BKGE an den Fragestellungen und Methoden einer transnational und transkulturell angelegten Regionalforschung. An Bedeutung gewonnen haben Fragen der Kriegs- und Kriegsfolgeerfahrungen wie Diktaturerfahrung und Zwangsmigration sowie Totalitarismus, vor allem vor dem Hintergrund der Beauftragung des Direktors als nationaler Koordinator im ENRS. Ansätze der Erinnerungsforschung, der Historiographiegeschichte – auch im Zusammenhang mit der Analyse nationaler Geschichtskonstruktionen – spielen in der Arbeit des BKGE eine wichtige Rolle.
In den Bereich der „Vorlaufforschung" für das Ressort gehören Themensetzungen, die historisch, politisch und gesellschaftlich relevante Gedenkdaten antizipieren ebenso wie solche, die Entwicklungen im kulturellen und politischen Bereich begleiten. Dies umfasst die Konzeption und Realisierung eigener Projekte sowie die entsprechende Beratung der BKM und der BKM-geförderten Einrichtungen.
Die Forschungsvorhaben des BKGE basieren auf enger Vernetzung; dabei wird auch der Transfer von wissenschaftlichen Ergebnissen stets mitbedacht. Aktuelle Diskurse und methodische Ansätze werden auf das spezifische Forschungsfeld übertragen und in Kohärenz zu dem epochal, regional und inhaltlich weit gefassten Beratungsauftrag weiterentwickelt. Dabei fließen die Initiativen der Mitarbeiter/innen ebenso ein wie Anregungen des Wissenschaftlichen Beirats und aus der scientific community. Das Arbeitsprogramm des BKGE wird dem Wissenschaftlichen Beirat zur Stellungnahme vorgelegt.
Formale Kriterien für die Generierung neuer Forschungsthemen sind wissenschaftliche Bedeutung, kulturpolitische bzw. gesellschaftliche Aktualität, Nutzer- und Beratungsrelevanz sowie wechselseitige Komplementarität. Ein neu aufzunehmendes Vorhaben wird darauf geprüft, inwiefern es zur Abrundung der Gesamtkonzeption des BKGE im Sinne einer Ressortforschungseinrichtung beiträgt. Dementsprechend wird das Forschungsprogramm regelmäßig aktualisiert und justiert. Neben strukturellen Querschnittsprojekten und der für die Ressortforschung konstitutiven „Vorlaufforschung" fügen sich die einzelnen Vorhaben in die Themenfelder der Gesamtkonzeption ein. Diese umfasst längerfristige Projekte ebenso wie Vorhaben, die auf kurzfristig abrufbare Beratungskompetenz zielen.
Das Ineinandergreifen aller Projekte und Aufgaben des BKGE zielt auf eine ausgewogene Verteilung auf die Bereiche Politikberatung, Dienstleistung für Politik und Gesellschaft, Bereitstellung von Informationen sowie ergänzender Forschungen einschließlich „Vorlaufforschung".
Die Mitarbeiter/innen des BKGE sind den von der DFG aufgestellten Kriterien zur „Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis" verpflichtet (Verpflichtungserklärung des BKGE vom 27.11.2006). Ihre jeweiligen fachlichen Expertisen in den Disziplinen Geschichte, Literatur-/Sprachwissenschaft, Volkskunde/Europäische Ethnologie, Kunstgeschichte/Denkmalpflege und der digital humanities werden ergänzt durch interkulturelle Kompetenzen, insbesondere Kenntnisse der Sprachen sowie der Strukturen der Wissenschaftslandschaften im östlichen Europa (Personen, Institute, Museen, Archive, Bibliotheken usw.). Dies umfasst den gesamten Bereich der Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa sowie Fragen transnationaler Geschichtsbetrachtung und europäischer Erinnerungskultur. Die akademische Weiterqualifikation wird im Rahmen der Kapazitäten ermöglicht.
Neben der internationalen Vernetzung – unter anderem durch formelle Kooperationsvereinbarungen – sichern interne und externe Qualitätssicherungsverfahren (Wissenschaftlicher Beirat, Organisationskontrollen, Rechnungsprüfungen), externe Evaluierungen sowie die Mitarbeit in der Arbeitsgemeinschaft der Ressortforschungseinrichtungen die fachliche, politische und gesellschaftliche Akzeptanz des BKGE als gutachtende Einrichtung.
Drittmitteleinwerbung ist ein Indikator erfolgreicher wissenschaftlicher Arbeit; das BKGE setzt sich für die Akquirierung zusätzlicher Mittel ein.